Literatur

Damit Sie einen Eindruck von den Werken des Autor Ulrich Dönnges bekommen

Kombination von Zitaten und Interpretationen

Das ist es, was dieses Buch so  einzigartig  macht:  Die  zitierten Textstellen  in  Verbindung mit einem  Interpretationsansatz, der die Verwendung von  Musik  ln  der  Dichtung  zu verstehen  hilft. Die Musik wird lebendig und öffnet sich für den Leser.  Dadurch werden auch die Personen im Buch noch lebendiger und kommen uns näher.  Ich habe versucht, mit Empathie für die handelnden Personen die, geballten‘ Emotionen zu entschlüsseln und für den Leser zu öffnen.  Indem Ich so gleichsam ins Innere der Akteure, hinabsteige‘, verschaffe ich mir auch einen Zugang zu, ihrer‘ Musik. Die Musik wird hörbar.  Empfindungen werden geweckt.

 
 
 

Leseprobe 1:

6.2 Arnold Zweig, Quartettsatz von

Schönberg (1916)198

Deutsch-jüdische Musik

6.2.A. … und die Musik griff nach ihm …

(Der Jude Eli Saamen hat den Entschluß gefaßt, aus Europa nach Palästina auszuwandern. Auf der Reise nimmt  er einen Aufenthalt in Leipzig. Er gerät in ein Konzert.) … Nach Applaus und Pause begann’s von neuem: und die Musik griff nach ihm, griff, riß ihn hinein in eine strömende Glut, schüttelte ihn. Erst klang’s herb, aber gleich merkte er die Herbheit einer neuen Süße,wie das Grau einer bewegten Straße vor dem gesammelten Blick in allen Farben zerfällt; da ist brauner Kot und grüner Rasenstreif, Häuser weiß und rosa, Menschen in Dunkelblau und Trambahnen in Gelblich. Stimmen sprachen,  lockten  und verklangen in der Bratsche, auferstanden triumphierend in der Geige, angebetet vom Cello, Stimmen, warm wie Haut, duftend wie Haar, geschieden wie Finger, geballt wie Faust, wehend und fallend wie Atem und Puls. Es floß; ja, so floß es, dachte er aufgerührt; er fühlte dumpf das ganze Leben dieses  Erdteils unter den unablässigen  Tönen einer kämpfenden Melodie:  so  zieht’s einen an sich und bettet ihn, wie das Hören selig aufgeregt gebettet ist in die Vielfalt einer Harmonie. (304f.)

Die Instrumente verwandeln sich zu menschlichen Wesen. Eine lebendige,

bewegende, aufrührende Musik hört Eli, eine neue Musik mit ungewohnten Harmonien. Dieses erste Streichquartett Schönbergs in einem Satz199  ist ein Frühwerk und noch tonal, doch aber nähert es sich der freien Atonalität, die dann gut zwei Jahre später im 2. Streichquartett dominiert.200  Die „neue Süße“ dieser Musik verlockt den Autor zum Vergleich mit einer Straße, die

„in allen Farben zerfällt“. Vielleicht assoziiert er hier „Klangfarben“. Bei einem Streichquartettt gibt es zwar zunächst einmal nur den satten, obertonreichen Klang von Streichinstrumenten, die sich aber z.B. in der Lage (hoch – mit- tel – tief) unterscheiden. Möglicherweise dachte Arnold Zweig aber auch an

„Farbenhören“.

Leseprobe 2:

6.4 Hermann Hesse, Der Steppenwolf

(1927)225

Mit Jazz und Mozart zurück ins Leben

Den größten Teil des Romans umfassen die „Aufzeich- nungen“ des Protagonisten Harry Haller. Sie sind in der Ich-Form geschrieben. –  Der Schriftsteller Haller, der sich selbst als Steppenwolf bezeichnet, fühlt sich als gespaltene Persönlichkeit: Er ist Mensch, und zwar ein Mensch mit höchsten geistigen und kulturellen Ambi- tionen, manchmal sieht er sich aber auch als Steppen- wolf , als triebgesteuertes Wesen. Wir treffen ihn auf ei- nem seelischen Tiefstand an: er, der Hypochonder und Melancholiker, ist in Verzweiflung und Depressionen verfallen, von Selbstmordgedanken heimgesucht. — Da trifft er auf einem seiner nächtlichen Streifzüge auf ein Vorstadtlokal, auf das Wirtshaus Zum schwarzen Adler, aus dem „heftige Tanzmusik” erschallt. Dort macht er die Bekanntschaft der verständnisvollen Hermine und des schönen Saxophonbloäsers Pablo. In der Folge neh- men sich diese beiden des Seelenkranken an: Hermine lehrt ihn das Tanzen, Pablo wird Hallers Freund. Dann muß sich Harry auf einen großen Maskenball vorberei- ten. Auf dem findet er Hermine erst spät und tanzt mit ihr einen langen „Hochzeitstanz”. Anschließend werden er und Hermine in Pablos ‘Magisches Theater’ eingela- den. Mit „dünnen, langen, gelben Zigaretten” bereiten sie sich vor. Harry gerät in einen langen Gang mit vielen Türen, auf denen Schilder Angebote bekanntmachen. Mit Spiegeln und anderen Mitteln erfährt Harry Visionen vieler Art, z.B. knallen er und sein „Kamerad Hermann” in der „Hochjagd auf Automobile” viele Autos ab. Da- nach tritt in Kniehosen mit Zopf  (Pablo-) Mozart auf. Nach einem langen Gespräch über Musik, das Göttliche und das Leben sowie viel Gelächter von seiten Mozarts fasst Haller den Entschluss, „das Spiel nochmals zu beginnen”.

 

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